Auszug aus den Fairaudio Testberichten:
leserBericht: PMC DB1i Kompakt-Lautsprecher
(Preis 1.490 Euro / Paar)
Tritt in den Hintern?
Januar 2009 / Thomas Beierlein
Die „Professional Monitor Company“, kurz PMC, ist seit 2007 mit ihren für den Highfidelity-Bereich entwickelten Lautsprechern auf dem deutschen Markt vertreten (siehe www.hifi-spot.de) und hat so etwas wie einen Schnellstart hingelegt. Mit ihren Produkten muss sich die Firma aus UK nicht hinter den bekannten Größen und üblichen Verdächtigen aus der Szene verstecken. Gerade die hier vor mir stehende DB1i, das kleinste Modell aus der PMC-Palette, sticht so manche Konkurrenzbox, auf die das eine oder andere Vorurteil gegenüber kompakten „Regalboxen“ leider doch zutrifft, aus.
Die Firma PMC ist kein unbeschriebenes Blatt, seit 1991 entwickeln und bauen die Mannen um Peter Thomas, einem der beiden Gründer von PMC, Abhörlautsprecher für den professionellen Bereich der Studiotechnik - die Referenzkundenliste liest sich fast wie das Who Is Who der Musikszene. Nun tritt man als bekennender Audiophiler solchen Konstruktionen, die ursprünglich aus dem Studiobereich kommen, nicht gerade vorurteilsfrei gegenüber. In diesem Fall lassen sich aber viele Bedenken schon ab dem ersten Takt weg wischen.
Tuchfühlung
Auffällig beim Auspacken ist die im Gegensatz zu anderen Kleinlautsprechern beachtliche Tiefe. Visuell lassen wir uns ja gerne von den totalen Abmessungen in Breite und Höhe täuschen, was hin und wieder dazu führt, dass man kleine und kompakte Lautsprecher beim Auffinden in freier Wildbahn (also in einem HiFi-Studio) wie ein im Supermarkt verloren gegangenes Kind zur Infotheke schleppen möchte, um die Eltern des zarten Geschöpfes ausrufen zu lassen. Man stelle sich das einmal bildlich vor, wie sie jemand unter den Arm klemmt und zur Theke rennt, mit der Bitte um Ausruf: „Die kleine DB1 hat ihre Eltern verloren. Bitte melden sie sich zur Abholung an unserer Zentralkasse.“ Nun, in einem solchen Fall dürfte man sich nicht wundern, wenn einen die kleine DB1i mit Anlauf in den Hintern tritt und sich als zwar kleinwüchsiger, aber vollwertiger Erwachsener entpuppt.
Trotz ihrer Abmessungen haben die PMC-Entwickler einen 4fach gefalteten Transmissionlinekanal mit einer effektiven Gesamtlänge von beachtlichen 1,5 Metern in das kleine Gehäuse untergebracht, der ihr zu einer verblüffenden Tieftonfähigkeit, die erst bei 50 Hz unterer Grenzfrequenz auslaufen soll, verhilft. Das nimmt man der DB1i auch ab - und wo andere Kleinlautsprecher zum Aufdicken des Bassfundaments einen Buckel im Kickbassbereich anerzogen bekamen, um den Eindruck zu erzeugen, eine weitaus größere und vor allem voluminösere Box vor sich zu haben, verhält sich die DB1i völlig ausgewogen und unaufgeregt. Nun, das Gefühl, einen größeren Lautsprecher vor sich zu haben, ergibt sich auch mit der kleinen PMC – aber dies resultiert eher aufgrund der Größe der Bühne (und vor allem deren Tiefe), als aus einer Oberbassbetonnung.
Die Anfassqualität des Gehäuses und die verwendeten Bauteile sind allesamt von guter Qualität. Beide Treiber (aus dänischer Fertigung) sind magnetisch abgeschirmt und paarweise in engen Grenzen gematcht, der Tieftöner besitzt einen Magnesiumgusskorb und weist eine hohe Verwindungssteifheit auf. Die Bauteile der handgefertigten Frequenzweiche sind streng selektiert und aufeinander abgestimmt, um einen sehr geringen Pegelunterschied zwischen den Lautsprechern zu erzielen. Im Gegensatz zum Downsizingverfahren manch anderer Hersteller bekommt man hier keine abgespeckte Version eines großen Standlautsprechers aufgetischt, sondern das Produkt einer eigenständigen Entwicklung präsentiert. Aufwand und Sorgfalt schlagen sich natürlich im Preis nieder. Mit 1490.- Euro pro Paar sind die DB1i kein Schnäppchen, sie sind aber - wie ich meine - ihren Preis wert ...
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Klangerlebnis - Testkette 1
In meinem Umfeld wurde die PMC DB1i in die Obhut einer Naim Kette (bestehend aus SuperNait und CDX2) gegeben. Eine durchaus passable Liaison, wie sogar die Naim-typischen Lautsprecherstecker am NACA5 Kabel durch reibungslose Kontaktaufnahme mit den kleinen Lautsprechern am BiWire-Terminal unterstreichen. Da alle Testteilnehmer von der Insel kommen, sollten sie klanglich miteinander harmonieren - zumindest hatte ich darüber schon vielfach in den einschlägigen Foren gelesen.
So recht glauben kann man vieles aber erst dann, wenn man es selbst gehört hat. Oder in diesem Fall: hautnah erlebt hat. Denn mit den PMC an der Naim Kette tat sich mit einem Schlag eine Klangwelt auf, die ich bisher so in meinem Raum noch nicht gehört hatte und - um ehrlich zu sein - auch nicht erwartet hatte. Bei den ersten Takten fällt die im Vergleich zur nebenan stehenden „großen“ Naim Box extrem homogene und geschlossene Spielweise auf - die zunächst aber in den Höhen ein wenig beschränkt wirkt.
Die grellere Spielweise der Naim Allae ist jedoch gerade in meinem Raum eher ein Hindernis als ein Vorteil für zeitlich unbegrenzten Hörgenuss und erspielt sich dabei keinerlei „Mehr“ an hörbarer Information, wie man es bei einer helleren Abstimmung gemeinhin erwartet. Die DB1i spielt völlig unaufgeregt, in sich stimmig und verblüfft mit einer Vielfalt an Details, dass man doch arg staunen muss. Aufnahmen, die man vorher als verwaschen und diffus auf anderen Lautsprechern erlebt hatte, bekommen nun eine tiefe Klarheit, die Dank der neu gewonnen Einsicht in die Aufnahme erahnen – nein, klar erkennen - lässt, was die vormals merkwürdige Wiedergabe überhaupt erzeugt hat. Ein Beispiel? Bei Patricia Barbers Live-Aufnahme „You are my sunshine“ bekommt der Raum eine völlig neue Dimension; Details aus dem Publikum, die mit anderen Lautsprechern untergehen, sind klar zu erkennen und ergeben plötzlich einen schlüssigen Sinn. Ja, da ist ein Raum, definierbar, plastisch erkennbar, in dem eine Menge von Menschen sitzt und sich am dargebotenen Gesang erfreut. Man hat das Gefühl, dieser Menge anzugehören und dabei zu sein. Es findet keine überakzentuierte oder größere Abbildung statt als auf der Aufnahme gebannt ist. Der Ausdruck „live“ bekommt hier tatsächlich den Charakter, den er verdient.
Wo andere Lautsprecher einen Nebel aufziehen und ...
... den Hörer über Details im Unklaren lassen, gewährt die DB1i Einblick in die Aufnahmen - auch in scheinbar missratene. Natürlich, eine verhunzte Aufnahme bleibt auch mit der DB1i eine solche, aber: Wie viele davon hat man als missraten abgetan, obwohl sie es wohlmöglich gar nicht sind? In meinem Fall sondiere ich noch eine Weile meinen Musikbestand, denn es macht Spaß, in alte und „weggelegte“ Scheiben mit neuem Blick hineinzuhören und diese wieder neu zu entdecken. Das wirklich Faszinierende dabei ist der gerade nicht überzogene Hochtonbereich, mit dem sich andere Lautsprecher bisweilen ein Mehr an Details erkaufen. Auf Effekthascherei und Übertreibung verzichtet die DB1i völlig und unbeschwertes stundenlanges Musikhören ist ohne Probleme möglich.
Der wünschenswerte Umstand, dass die Elektronik und der Lautsprecher in den Hintergrund treten, um der Musik den Vortritt zu gewähren, stellt sich mit dieser Kombination ein. Das gilt nicht nur für Liveaufnahmen, deren Effekt sich mit Natalie Merchants „San Andreas Fault“ und Hugh Masekelas „Stimela“ reproduzieren lässt, sondern gilt auch für Studioeinspielungen, in denen das Gemüt und die Stimmung der Interpreten greifbar und darstellbar gemacht werden. Interessant ist darüber hinaus die Ehrlichkeit dieses Lautsprechers: Ein hartes und unangenehmes Musikinstrument bleibt genau so in der Wiedergabe und wird nicht weich gespült und abgemildert, Blechblasinstrumente werden ohne übertriebenen metallischen Glanz, wie er hier und da schon mal bei der Wiedergabe auf anderen Ketten das Ohr angreift, abgebildet, Stimmen bekommen die Prägnanz, wie sie durch den Sänger vorgetragen wurden. Insgesamt ist alles sehr gut durch- und abhörbar.
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Fazit
Mit der kleinen DB1i ist PMC ein großer Wurf in kleinem Gehäuse gelungen. Zwar kann sie die Physik nicht aushebeln und somit nicht mit brachialen Tieftonattacken aufwarten, aber von einer schlanken Abstimmung zu sprechen wäre eindeutig verfehlt. Der Charme dieses Lautsprechers besteht aus seiner kleinen Größe, der unkomplizierten Aufstellung und seiner unglaublich homogenen und offenen Spielweise, bei der eine große Bühne mit viel Inhalt abgebildet und dem geneigten Hörer ein völlig neuer Einblick in seine Musiksammlung gewährt wird.
Der komplette Test ist hier zu lesen: Test PMC DB1i
Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, den 08. September 2011 um 16:30 Uhr





